Neuordnung bei Industriekaufleuten

Das Berufsbild Industriekaufleute wird erneuert; herausfordernde Veränderungen für das Duale System

Siegen. Ausbilder aus über 40 Industriebetrieben der heimischen Wirtschaft besuchten die Informationsveranstaltung zum Ausbildungsberuf Industriekaufleute. Hintergrund war die Neuordnung des Berufsbildes der Ausbildung, die Auswirkungen auf die beiden Lernorte des Dualen System: In den Ausbildungsbetrieben verändert sich die Ausbildungsordnung und in der Berufsschule der Bildungsplan.

Mit der neuen Ordnung sollen das ganzheitliche und lösungsorientierte Denken in den Vordergrund rücken, um Herausforderungen in der Zukunft bewältigen zu können: KI, digitale Vernetzung sind gern zitierte Schlagworte und natürlich das lebenslange Lernen, um zukünftige Veränderungen umsetzen zu können.

Eine wesentliche Änderung im Rahmen der Neuordnung stellt die zeitliche Verlängerung der zum Ende der Ausbildung erforderlichen Spezialisierung dar. Nach der neuen Ausbildungsordnung müssen die Auszubildenden nunmehr die letzten 26 Wochen ihrer Ausbildung in einem aus einem vorgegebenen Portfolio vom Ausbildungsbetrieb zu wählenden Einsatzgebiet ihre Kompetenzen vertiefen.

Die stärkste Veränderung betrifft die Abschlussprüfung, die nun als sogenannte gestreckte Abschlussprüfung in zwei Teilprüfungen stattfindet. Da in der Abschlussprüfung Teil 1 einerseits die im Ausbildungsrahmenplan für die ersten 15 Monate zu vermittelnden Kenntnisse und Fertigkeiten von Bedeutung sind sowie andererseits auch wesentliche Inhalte der Berufsschule aus dem zweiten Ausbildungsjahr eine Rolle spielen, kann diese Prüfung erst im vierten Ausbildungshalbjahr stattfinden.

Ein weiteres Problem sieht Abteilungsleiter Boller auch in der Beschaffung der angepassten Lehr- und Arbeitsbücher. „Die Neuordnung wurde Mitte März beschlossen, im August tritt sie in Kraft. Wir müssen jetzt neue Lernmittel bis August einführen, die an die Neuordnung angepasst sind, aber bis dato noch gar nicht auf dem Markt verfügbar sind.“ Viele Herausforderungen warten also auf die beiden Partner in der beruflichen Bildung, um die Auszubildenden bestmöglich auf die Prüfungen und den künftigen Beruf vorzubereiten.