Siegen. Das Stück ist über 200 Jahre alt und angesichts der Diskussionen und kommenden Veränderungen durch Künstliche Intelligenz wahrscheinlich so aktuell wie nie zuvor. Einen Vorgriff nennt es Raimund Groß, einziger und Hauptdarsteller des Stücks.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nathanael, ein junger Mann, der von einer mysteriösen Figur aus seinen Kindheitserinnerungen verfolgt wird. Er ist der Meinung, der Anwalt Coppelius habe in Gestalt des Sandmanns seinen Vater ermordet. Jahre später erweckt der Besuch eines, diesem optisch ähnelnden, Händlers diese traumatischen Erinnerungen wieder und die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit verschwimmt für Nathanael zunehmend. In seiner Verwirrung verliebt sich Nathanael in die schöne Olympia, die jedoch lediglich eine von Professor Spalanzani erschaffene Automatenpuppe ist. Die Beziehung zwischen Nathanael und Olympia eskaliert in einer Tragödie, als Nathanael den Professor und seine Puppe angreift. Vom Wahnsinn getrieben stürzt sich Nathanael schließlich in den Tod.
Hoffmanns Erzählung ist düster und geprägt von einer wortreichen Sprache. Inhaltlich durch Raimund Groß auf 60 Minuten gekürzt, sprachlich aber bewusst so raumgreifend und blumig, wie der Autor sie geschaffen hatte. Groß schlüpfte auf der Bühne in verschiedene Charaktere, drei Stühle und wenige Accessoires reichten ihm. In Hoffmanns Gegenwart vor über 200 Jahren erwachte das Interesse an Automaten. Dabei ging es um Spielerei, Zauberei oder kleine Kunststücke, die von den Automaten ausgeführt werden konnten. Heute heißen die Automaten „Industrie 4.0“ oder „ChatGBT“ und haben die Spielerei lange hinter sich gelassen.