Siegen. Welche Rolle spielt die Herkunft? Dieser Frage ging Georg Büchner in seinem fragmentarischen Drama „Woyzeck“ nach. Büchner zeigt am Beispiel des Woyzeck, wie ein Mensch durch gesellschaftliche und soziale Einschränkungen daran gehindert wird, einen erfolgreichen Weg einzuschlagen und am Ende entmenschlicht seine Freundin aus Eifersucht tötet.
Reimund Groß von der Literaturbrauerei erweckte in der Aula des Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung in Siegen den „Woyzeck“ auf ganz besondere Weise zum Leben. Der Schauspieler schlüpfte in die Rollen von Woyzeck, Marie, dem Tambourmajor, dem Doktor und dem Hauptmann – und das alles als Ein-Mann-Show. Reimund Groß verstand es meisterhaft, die fast 200 Jahre alte Sprache Büchners lebendig werden zu lassen. „Wir haben eine schöne Sprache und waren mal das Land der Dichter und Denker“, betonte Groß. Mit Körperhaltung, Mimik, Tonlage und einer Gitarre als Begleitung hauchte er den vielen Figuren Leben ein. Lediglich mit einem Stuhl und einer verhangenen Rückwand, ohne aufwändige Kostüme, fesselte er das Publikum und entführte es nur durch sein Schauspiel in die düstere Welt von Woyzeck und Marie.
„Ein schöner Mord“, so das Schlusswort. Das erwartbare Ende fand dann für den Zuschauer nicht sichtbar statt.
Das Werk beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich um 1821 ereignete. Der 41-jährige arbeitslose und obdachlose Perückenmacher und Friseur Johann Christian Woyzeck aus Leipzig erstach seine fünf Jahre ältere Geliebte Johanna Christiane Woost aus Eifersucht.